Eintrag Nr. 1: Ankunft Erde

Ich bin vor einigen Jahren hier mit meinem Raumschiff, der Hyperions Nachtschatten, gelandet. Okay, um ehrlich zu sein: abgestürzt. Vielleicht hat mich jemand als kleine Sternschnuppe gesehen und sich etwas gewünscht – ich hoffe wirklich, dass dieser Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Falls ihr euch gewünscht habt, von einem Alien zu lesen, dann, mit etwas Verspätung: Hier bin ich.

Wie ich hier abgestürzt, ähm gelandet, bin? Das weiß ich ehrlich gesagt selbst nicht so genau. Es scheint, dass ich bei einem kleinen roten Zwerg namens Julkim falsch abgebogen bin. Ihr nennt ihn wohl „Bernards Stern“. Wenn die Julkiminer wüssten, dass er eigentlich Bernhard gehört, wären sie vermutlich weniger arrogant [1]. Aber jeder hat so seine Eigenheiten, nicht wahr? Die Erde hat auf jeden Fall eine ganze Menge davon. Trotzdem habe ich mich hier inzwischen so gut eingelebt, dass ich sogar einen Blog gestartet habe, um meine Geschichten und Gedanken zu teilen. Am Ende glaubt mir ja sowieso niemand, und das ist vermutlich auch besser so. Falls mir unerwartet doch jemand glaubt, dann sollten wir uns mal treffen. Das silbrig-grüne Ding in meiner Hand wird dann auf keinen Fall ein klibatischer Gedankenzerstreuer sein. Auf gar keinen Fall.

Als ich hier notlanden musste, war Anpassung mein erster Schritt – okay, eigentlich mein zweiter, denn ich habe mir erst mal einen Tee gemacht. Beim Schritt der Anpassung half mir – mehr schlecht als recht – der Reiseführer durch die Galaxie. Dort steht übrigens auch das mit dem Tee drin. Was ich später herausfand, war, dass es erstaunlicherweise auf der Erde eine Buchreihe gibt, die dieses Thema behandelt: Per Anhalter durch die Galaxis. Aber ehrlich gesagt war ich enttäuscht vom echten Reiseführer durch die Galaxie, der mir sonst ziemlich gute Dienste geleistet hatte. Über die Erde stand dort kaum etwas drin. Erst später verstand ich, warum: Die Erde verliert sich im Klein-Klein mit sich selbst und ist deswegen immer noch nicht warpfähig. Für alle, die fragen: Ja, der Warp ist für die meisten Spezies das Fortbewegungsmedium Nummer eins. Es gibt noch welche mit Wurmlöchern, Uuuhlantrieb und so weiter, aber der Warp hat sich primär durchgesetzt. Außerdem, seien wir mal ehrlich, klingt Warp auch einfach am besten

Wie auch immer: Nachdem ich mich wie die vorherrschende Spezies verkleidet hatte (im Reiseführer standen noch Dinosaurier – ein peinlicher Fehler, der für einiges Aufsehen sorgte), entschied ich mich für ein menschliches Erscheinungsbild: 180 cm groß und männlich. Ich dachte, damit falle ich am wenigsten auf, schließlich scheint die gesamte Welt für diesen Menschentypus gemacht zu sein – von Treppen und Toiletten bis hin zu Türen (die berühmten Weltraums-T’s) und sogar irdische Medizin. So begann mein kleines Abenteuer auf der Erde, von dem ich euch in den nächsten Einträgen berichten werde. Natürlich werde ich dabei auch ab und zu auf andere Welten abschweifen und euch das Universum ein kleines Stück näherbringen.


Fußnote:
[1] Die Julkiminer glauben, sie seien der Urschleim allen Lebens – und das meinen sie tatsächlich wortwörtlich – im Universum, eine Ansicht, die bei genauerer Betrachtung einige Fragezeichen aufwirft. Diese schleimartigen Wesen mit einer siebenfach gewundenen Helix (einzigartig außer bei den Nftak, aber das ist eine andere Geschichte) und ohne DNA als Erbinformation sehen sich dennoch als Ursprung allen Lebens. Wir wissen jedoch alle, wo das Leben wirklich herkommt. Aber eines muss man ihnen lassen: Ihr Tee ist gar nicht so übel – wenn man dickflüssige Getränke mag, die man löffeln muss.

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