Eintrag Nr. 7: Bist du schon ein Snickel oder isst du noch?
Von Madenkäse bis vergammeltem Hai – die Menschheit isst wirklich alles. Doch im Universum gibt es noch weit seltsamere Delikatessen – und einige könnten dich selbst zum Snack machen…
Ich wünsche euch einen wundervollen Jak-Nak-Tag!
Ihr wisst nicht, was ein Jak-Nak-Tag ist? Dann habt ihr echt was verpasst. Denn heute ist der Tag des Essens auf Molkik. Wenn das mal kein guter Anlass ist, über Essen zu reden, dann weiß ich auch nicht.
Das Schöne am Essen ist, dass es jeder tun muss [1] – und darum hat jede Kultur ihre eigenen Leckereien.
Andere Kulturen kulinarisch zu erkunden, macht richtig viel Spaß. Vor allem aber macht es satt und glücklich. Im bekannten Universum muss sich die Erde, trotz ihrer kleinen, liebevollen Unzulänglichkeiten, ganz und gar nicht beim Thema Essen verstecken. Auch wenn eure Teekultur noch nicht so weit entwickelt ist – ernsthaft, wir müssen über euren Tee reden – habt ihr das mit dem Essen echt schon ziemlich gut drauf.
Wenn ich nur an die vielen süßen Leckereien eurer Welt denke, werde ich ganz schwach. Und eure Erdnusssoße? Ein Traum. Wirklich! Pizza, Sushi, Pasta – und Tapas? Liebe ich! Aber sind wir mal ehrlich – ihr habt definitiv eure Eigenheiten.
Auf Molkik wird der Jak-Nak-Tag traditionell mit fermentierten Yall-Würmern und in Lauge eingelegter Fruchtriesenkernmilch gefeiert. Ein Gericht, das eine Mischung aus verbranntem Metall und saurer Seife schmeckt. Zum Tee gibt es einen Schaumtee - ziemlich lecker!
Ich dachte wirklich, das wäre einzigartig – bis ich von Casu Marzu gehört habe.
Wer ist auf die Idee gekommen, Schafmilchkäse mit lebendigen – ich wiederhole, lebendigen – Maden zu essen? Und wer hat dann entschieden, dass das eine Delikatesse sein soll? Wer – und vor allem warum – ist da komplett falsch abgebogen?
Oder wer knabbert genüsslich an einem Surströmming, ohne sich dabei gedanklich schon zu übergeben? Ich meine, wie ist man dazu gekommen, einen vergorenen Hering zu essen?
Die einzige logische Idee, die mir dazu eingefallen ist, dass die Menschheit das als weitere Waffe benutzt hat, um sich die Köpfe einzuschlagen – aber auf chemischem Weg.
Aber nein, ihr esst das einfach?
Ich habe ja in einem meiner Logbücher über euch rausgefunden, warum ihr das macht – aber könnt ihr nicht doch lieber Tanzbattles abhalten, statt sowas zu essen? Bitte?
Ich habe echt schon viel gesehen – aber der Magen eines steinoiden Wesens von Fub [2] ist nicht annähernd hart genug, um Surströmming drin zu behalten. Und diese Wesen essen Obsidian, Steine, trinken Schwefelsäure und Magma, als wäre es der leckerste Tee der Welt.
Und wo wir schon bei steinernen Mägen wären: Wer zum heiligen Tee vergräbt einen Hai und kommt zwölf – zwölf (!) – Wochen später wieder und isst diesen dann einfach? Dieser Hákarl muss ein eigenartiger Typ gewesen sein. Wie ist das Ganze abgelaufen – in etwa so?
»Hey, dieser Hai ist richtig giftig, daher vergrabe ich ihn einfach am Strand – nicht, dass noch jemand ihn einfach so isst und dann umkommt.«
Hat er dann nach zwölf Wochen plötzlich Heißhunger bekommen? Oder war er betrunken und dachte sich:
»Na, den Hai grabe ich mal aus. Ich hab richtig Bock auf vergammelten Hai!«
Oder war das eine Mutprobe? Wer kann seinen Hai am längsten verrotten lassen, ohne dabei selbst zu sterben? Gab’s dafür eine Medaille? Oder nur Magenkrämpfe? Ich muss da echt mal recherchieren, was da genau abgelaufen ist – und vielleicht in einem zukünftigen Blogeintrag verarbeiten.
Und was ist mit Kopi Luwak? Warum trinkt ihr Kaffee, der einmal durch den Verdauungstrakt eines Affen gegangen ist, und nennt ihn dann den leckersten Kaffee der Welt? Ich habe echt schon viel verrückten Tee getrunken, aber so etwas ist mir bisher noch nicht untergekommen – und da zähle ich den vhjulnischen Stinktee dazu.
Ich habe keine Ahnung, wie die Menschheit es geschafft hat, all diese Dinge zu essen oder zu trinken und dabei nicht auszusterben.
Aber die Menschheit kann froh sein, dass sie noch keiner Schokolade von Proxima VII begegnet ist, denn ich glaube, diesen süßen Konflikt hättet ihr nicht überstanden.
Denn ihr müsst alles, was irgendwie nach Essen aussieht, sofort in euren Mund stopfen. Aber glaubt mir, bei dieser Schokolade bekommt ihr im besten Fall einfach nur Karies – und im schlimmsten … sagen wir einfach, dass das recht unangenehm für euch Enden dürfte.
Aber ja, ich sehe schon die vielen Fragezeichen über euren Köpfen schweben.
Schokolade von Proxima VII?
Ja, die Schokolade von Proxima VII ist etwas – sagen wir einfach – speziell. Sie ist die einzige Schokolade in der bekannten Welt, die andere isst, statt selbst gegessen zu werden. Das klingt nur halb so verrückt, wie es eigentlich ist.
Die besondere Süßigkeit tritt oft in Rudeln von acht Schokoladentafeln auf und ist ziemlich xenophob unterwegs. Aber es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass sie statt euch zu verspeisen, euer absolut bester Freund wird. Wenn das passiert, dann habt ihr es echt geschafft – ihr habt einen Freund fürs Leben, der für euch alles, aber auch wirklich alles tut.
Ihr glaub mir nicht? Dann hört euch die Geschichte von Mihll von Brna und ihrer Schokoladengang an.
Einst war Mihll eine Diplomatin vom diplomatischen Core der Föderation. Sie sollte Verhandlungen mit den Piraten und ihren Gewerkschaften führen. Die Piratengewerkschaften hatten darauf nur dezent Lust – also schossen sie das Raumschiff samt Delegation ab.
Zu ihrem Leidwesen stürzte das Raumschiff auf Proxima VII ab. Kein Suchtrupp kam je zurück, aber Mihll von Brna hatte wie durch ein Wunder überlebt. Niemand weiß, wie es passiert ist – aber sie wurde die beste Freundin einer der berüchtigtsten Schokoladentafeln überhaupt: Bonj ban Trappe II.
Sie schaffte es irgendwie vom Planeten herunter und nahm ihre Arbeit sofort wieder auf.
Die folgenden Verhandlungen verliefen – sagen wir – deliziös und die Piraten waren danach Kooperativ.
Seitdem gibt es keine Gewerkschaften mehr, mit denen man verhandeln könnte – dafür aber eine riesige Vereinigung der Piraten unter der Führung von Mihll von Proxima VII, die ›Die Freibeißer‹ genannt wird.
Niemand weiß genau, was Mihll und Bonj ban Trappe II den Piraten angeboten haben – aber jene, die ablehnten, erwartete etwas Süßes, Klebriges und absolut Tödliches. Sagen wir einfach: Die Schokolade hat sich durchgesetzt.
Die Überreste – oder das, was von ihnen übrig geblieben ist – schlossen sich Mihll danach ohne große Widerrede an.
Selbst die besten Tänzer der Galaxie haben Mühe, sich gegen die Freibeißer durchzusetzen. Aber das ist vielleicht die Geschichte eines anderen Logbucheintrages.
Aber glaubt mir, das ist noch nicht mal das seltsamste Essen im Universum. Habt ihr je von Snickel gehört? Nein? Dann habt ihr das Leckerste verpasst.
Aber ihr fragt euch nun, was ein Snickel ist? Die richtige Frage müsste eigentlich lauten: Wer ist Snickel.
Snickel ist ein Planet – ein intelligenter Planet. Das Besondere an ihm ist, dass er nicht nur ziemlich witzig ist, sondern dass er sich in viele kleine Untersnickel aufteilen kann. Und was Snickel am liebsten mag, ist, gegessen zu werden.
Ja, richtig gelesen – Snickel liebt es, gegessen zu werden.
Und das Wundervolle an ihm ist, dass er genau danach schmeckt, wonach ihr gerade am meisten Bock habt! Ihr habt Bock auf Surströmming? Warum auch immer – aber ja, dann schmeckt Snickel nach Surströmming. Pizza? Kein Problem! Trüffelpasta? Nichts leichter als das!
Und das absolut Besondere ist, dass Snickel dabei auch noch gesund ist. Dank ihrer Tranjunvanischeportalrezeptoren bilden die Untersnickel genau die Nährstoffe, die euer Körper gerade am meisten braucht. Ist das nicht absolut fantastisch?
Snickel werden in Spacesupermärkten angeboten und vermarkten sich quasi von selbst. Wenn man nicht aufpasst, kriechen sie einem sofort in den Mund, Schlund, die Tentakelöffnung – oder sonstige Nahrungsaufnahmeöffnungen.
Warum isst man sie dann nicht die ganze Zeit?
Nun ja … das ist der Teil, den euch die Werbespots verschweigen.
Isst man zu viele Snickel, dann wird man selbst zu Snickel. Natürlich erwähnt das kein Werbespot. Der offizielle Werbeslogen lautet:
»Snickel – der Snack, der dich verändert!«
Was natürlich technisch gesehen nicht gelogen ist. Die Marketingabteilung ist wirklich gut. Das muss man ihr lassen.
Es heißt, die letzte Sekunde, bevor du selbst zu Snickel wirst, schmeckt nach dem besten Essen deines Lebens. Manche sagen, es sei der perfekte Biss – und damit auch der aller letzte.
Darum sollten Snickel nur in geringen Mengen konsumiert werden. Es ist schon vorgekommen, dass sich ganze Planeten einem regelrechten Snickel-Rausch hingaben – und dann selbst zu Snickel wurden. Ob das eine freiwillige Entscheidung war, ist umstritten. Die Marketingabteilung spricht jedenfalls nur davon, dass mit der Erweiterung der Snickelproduktion die enorme Nachfrage gestillt werden soll.
Und wenn ich ehrlich bin – ich bin mir nicht sicher, ob Snickel das nicht von Anfang an genau so geplant hat. Manche glauben, dass Snickel der letzte Verteidigungsmechanismus des Universums ist – eine kosmische Sicherheitsmaßnahme gegen Überbevölkerung.
Vielleicht war es nie als Nahrungsmittel gedacht. Aber Snickel schmecken einfach zu lecker – und daher hinterfragt das niemand.
Darum trinke ich lieber meinen Tee – denn der schmeckt genau nach dem, was ich am meisten mag: einfach nach Tee.
Aber ich glaube, ich muss irgendwann noch einen weiteren Eintrag über die noch wilderen und verrückteren Essensgewohnheiten der Galaxie machen. Aber erstmal gönn ich mir eine Tasse Tee.
Fußnote:
[1] Okay, die Schreibermönche von Nooj behaupten zwar etwas anderes – aber die Krümel in ihren Bärten habe sogar ich gesehen.
[2] Die Fubis – so nenne ich sie – nennen sich eigentlich Dfjn, was in ihrer Sprache so viel wie „Stein“ heißt. Sie sind richtig nette Wesen. Ihr Humor ist gewöhnungsbedürftig, und ihr Schwefeltee … sagen wir, ihr Schwefeltee ist interessant. Interessant im Sinne von‚ kein zweites Mal